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Die Essenz aus Jahrmillionen
Kalk ist allgegenwärtig. Die oberste Erdkruste enthält in etwa fünf Prozent Reinkalk, gebunden in Mineralien. In der Landwirtschaft macht man sich Kalk seit Jahrtausenden zu Nutzen. Manche Franzosen sind der Meinung, dass sie traditionell so gute Weine machen, weil Frankreich über besonders viele und gute kalkhaltige Böden verfügt. Kalk kann aber noch mehr als Kulturpflanzen zu profilieren. Letztendlich werden Kalkbruchsteine für den Gebäudebau verwendet. Er gilt als leicht zu bearbeiten. Moskau und Rom wurden damit erbaut. Dazu gibt es Baukalk als Bindemittel gleich mit oder Kalkputz für die Außenwand. Und der berühmte Marmor ist nichts anderes als besonders verdichteter Kalkstein. Der ist nicht so leicht zu bearbeiten, was den (unbekannten) Schöpfer der Venus von Milo wohl aber nicht abschreckte.
Woher kommt nun der Stein, das Mineral oder die chemische Verbindung? Kalkstein ist zunächst ein maritimes Überbleibsel weit in die Erdgeschichte zurückreichender Überflutungen und der darin lebenden Organismen. Krusten- und Schalentiere, Weichtiere, Kalkalgen, Korallen und Ähnliches lieferten nach deren Ableben vor 65 bis 145 Millionen Jahren das Ausgangsmaterial für die Bildung von Kalkstein. Nach Verlandung des damaligen Kreidemeeres wurden die Kalkschichten entwässert und unter dem hohen Gewicht aufliegender Schichten mehr oder weniger stark verdichtet. Die abgestorbenen Organismen muss es in unvorstellbaren Mengen auf einem Haufen gegeben haben. Noch heute sind Reste dieser Ausgangs-Organismen als Fossilien im Kalkstein zu bewundern, in höher gelegenen Weinbergen – etwa der südlichen Rhône – relativ leicht zu finden.
Die schließlich folgende Verwitterung des Kalksteins war etwas komplizierter als bei anderen Gesteinen. Einer reinen Lösung durch Wasser widerstand er weitestgehend. War jedoch im Wasser Kohlensäure vorhanden, die ganz natürlich vorkommen kann, löste sich das Carbonat Calcit (das Mineral) unter Bildung von leicht löslichem Calciumhydrogencarbonat. So kommt Kalk zum Beispiel in unser Leitungswasser, was zwar unsere Kaffeemaschine ruiniert aber von den Wasserwerken nicht herausgefiltert wird, weil er wichtig für den Geschmack ist. Kalk ist im Wasser ein Geschmacksträger ähnlich dem Fett in Speisen. Das Wasser ist durch den Gehalt von Kalk, also Calcium und Magnesium, härter, enthält also mehr Mineralstoffe, zeigt am Gaumen mehr Biss, ist also mineralischer.
So kommt Kalk im Boden in Form von Calcium-Verbindungen vor. Man findet ihn in Böden und Gesteinen als Kalkstein (Calciumcarbonat) und dem stärker tonhaltigen Dolomit (Calcium-Magnesium-Carbonat), der in den Alpen weit verbreitet ist (Dolomiten!). Dabei prägt der oft hohe Anteil an Ton die Eigenschaften des Bodens. Er kann gut Wasser speichern und der meist im Oberboden enthaltene Lössanteil sorgt für eine gute Nährstoffversorgung, sofern der Kalkgehalt hoch genug ist. Denn Kalk ist ein wichtiger Bestandteil landwirtschaftlich genutzter Flächen.